Nach Hause fliegen die Gedanken
ins Land der Griechen, wo meine Wiege stand.
In Sehnsucht starre ich auf die Schiffsplanken
und träume von dir, mein Heimatland.
Doch bevor ich kann zurückkehren
zu diesen sanften Hügeln
muß ich erst alles entbehren ...
oh Heimweh, lass' dich zügeln!
Viele Tage lang schon mit meinen Gefährten
ging es hinfort über die Meere.
Tage, in denen wir uns nur von Hoffnung
und dem Gedanken an Sieg ernährten.
Doch wie soll man davon nur Wochen zehren?
Wochen voll Ungewißheit und Strapazen?
Wenn daheim die Weine gären,
und die rauschenden Feste sich mehren?
Doch wenn wir es nicht wagen, ...
wenn wir nicht voller Mut und List
den Feind dort draußen schlagen -
unser Land verloren ist!
Und darum geht die Reise
weiter über die große See.
Möwen ziehen um den Mast ihre Kreise
es ruht der Wind im Lee.
So ziehen hunderte von Galeeren
griechischer Krieger hinter uns her.
Gerüstet, bewaffnet und voller Mut
um entgegenzutreten den feindlichen Heeren.
Plötzlich die Stimme vom Mast herab:
"Ich sehe sie!" - Der Feind, der Feind!
Und bald schon sind unzählige Schiffe
im blutigen Kampfe vereint.
Der Tag geht, Dunkelheit senkt
herab sich über das Meer,
das vom Blut Hunderter getränkt,
doch unmöglich erscheint die Umkehr.
Noch immer tobt der Kampf
auf freiem Meer, wie wild,
eingehüllt in der See nebligen Dampf,
von den Schreien Verwundeter erfüllt.
Oh welch ein Zorn, welch eine Gram,
welch Gemetzel diese Schlacht!
Wieviele Freunde es mir nahm,
das Grauen dieser Nacht.
Doch dann, im Schein des Morgenlichts
sich das Chaos schließlich lichtet
- viel haben wir gelassen, es bleibt fast nichts -
doch der Feind ... ist vernichtet!
In die Freude über den Sieg
sich jedoch die Trauer mischt
über die, die ihr Leben lassen mußten.
Tränen fallen in die Gischt.
Hunderte Männer haben wir verloren
die tapfer gekämpft für ihr Vaterland,
dann jedoch als Opfer auserkoren
von des Feindes todbringender Hand.
Doch heimwärts jetzt, treue Gesellen!
Laßt die Toten ruhn.
Heimwärts nun durch Wind und Wellen
zu Verkünden unser Tun!
Frohe Botschaft wolln wir bringen,
trotz der wenigen, die wir noch sind.
Den Sieg konnten wir erringen!
- Und die Tränen werden trocknen im Wind.
...
Bald macht das Ereignis die Runde:
Die Krieger sind siegreich heimgekehrt!
Durchs ganze Land geht die Kunde:
Sie haben sich den Feinden wohl erwehrt!
Doch auch Trauer macht sich breit.
Wehklagen dringt bis nach Athen
über die, die ihr Leben lassen mußten.
Hören kann man, aber nicht verstehn.
So trägt sich denn die Kunde,
von flackerndem Feuerschein über nächtlicher See.
Von Kriegern, die in großem Bunde
den Feind besiegt mit Ach und Weh.
Und wohl in hundert Jahren noch,
wenn längst vergangen diese Schlacht
sind die Tränen schon lange versiegt, und doch -
das Blut treibt noch immer dort draußen in der Nacht.
© by Janis Purucker, 2000